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Mittwoch, 12. August 2015

Bei dem ist wohl eine Sicherung durchgebrannt

Diese Metapher hört man häufig, wenn Menschen extremes Verhalten zeigen. Im Grunde ist sie aber denkbar ungeeignet. Den Grund möchte ich hier einmal erläutern. Dazu möchte ich mir zunächst einmal die Bedeutung einer Sicherung in der Elektrotechnik anschauen.

Eine Sicherung, die durchbrennt, wurde bzw. wird meist aus einem Stück Draht gebaut, welcher sich bei zu starkem Stromdurchfluss erhitzt, bis er zu schmelzen beginnt und damit die Verbindung zwischen den beiden Kontakten der Sicherung elektrisch voneinander trennt. Daher nennt man eine solche Sicherung auch "Schmelzsicherung".
Schmelzsicherungen werden verbaut, wenn Bauteile vor zu großen Strömen geschützt werden sollen. 

Spontan fallen mir zwei Fälle ein, in denen dies passiert:
Den typischen Fall, den man im Haushalt findet, ist der Schutz vor einem Kurzschluss. Im Falle eines Kurzschlusses fließt in kurzer Zeit ein großer Strom, der unter anderem die Leitungen in der Wand eines Hauses zum schmoren bringen und einen Brand auslösen könnte. Daher wird in der Hausverteilung eine Sicherung verbaut, die zwar einen sehr hohen Strom aushält, aber rechtzeitig durchbrennt, dass die Kabel im Haus sicher sind. Da die Hitzeentwicklung des Kabels umso stärker ist, je dünner das Kabel ist, findet man hinter dieser initialen Schmelzsicherung magnetische Modelle, die schon bei geringeren Strömen auslösen und hinter denen entsprechend dünnere Kabel verlegt wurden. Der Vorteil der magnetische. Sicherungen ist, dass man sie wieder einschalten kann, während eine Schmelzsicherung ausgetauscht werden muss. Daher findet man in den meisten Verteilerkästen einer Wohnung nur magnetische Sicherungen mit Schalter.

Der zweite Fall, auf den ich mich im weiteren auch konzentrieren möchte, da er der Metapher eher entspricht, ist die Absicherung eines Gerätes vor einer Überlastung. Ich bediene mich hier Dem Bild eines HiFi-Verstärkers. Dieser verbraucht umso mehr Strom, je lauter man ihn aufdreht. Jedoch sind die Bauteile nur bis zu bestimmten Strömen ausgelegt und würden beschädigt werden, wenn zu viel Strom fließt. 

Normalerweise verhindert eine Begrenzung des Lautstärkereglers, dass die Ströme, die in dem Verstärker fließen über den Toleranzen der Bauteile liegen. Jedoch ist nie ausgeschlossen, dass es zu einem Fall kommt, in dem diese Toleranzen überschritten werden. Daher ist in einem Verstärker eine Schmelzsicherung verbaut, die dann durchbrennt, wenn zuviel Strom durch die Bauteile fließt. Dies sorgt dafür, dass dieser für die Bauteile gefährliche Strom nur sehr kurz fließt und die Bauteile möglichst intakt bleiben. Wenn eine solche Sicherung durchgebrannt ist, muss man sie austauschen, um das Gerät wieder benutzen zu können.

Nun möchte ich zurück auf die Metapher kommen und sie rückwärts anwenden, um zu zeigen, dass sie unpassend ist.
Wenn bei einer Person eine Sicherung durchbrennt, dann heißt das, dass sie sich in irgendeiner Art und Weise extrem verhält. Beim Verstärker, bei dem die Stromaufnahme mit der Lautstärke zunimmt würde das heißen, dass er extrem laut, lauter als normal möglich bzw. vorgesehen, verstärken würde. Und zwar immer dann, wenn seine Sicherung durchgebrannt ist. Jedoch ist das Gegenteil der Fall: Wenn die Sicherung des Verstärkers durchgebrannt ist, so wird er keine Töne mehr von sich geben. Eine Person, bei der eine Sicherung durchgebrannt ist, müsste demnach plötzlich nichts mehr tun, um sich davor zu schützen, etwas extremes zu tun.

Weiterhin ist dieser Extremzustand beim Menschen nur von begrenzter Dauer, auch ohne Einwirkung von außen. Jemand, der sich aufregt, regt sich mit der Zeit von alleine wieder ab.
Das heißt, die durchgebrannte Sicherung würde sich nach einer Weile (nämlich wenn die Extremsituation überwunden ist) wieder selbst reparieren. Wie schon erwähnt, muss eine Schmelzsicherung ausgetauscht werden. Einzig magnetische Modelle erlauben es, dass man die Sicherung wieder in den Urzustand versetzt und bisher habe ich noch keine gesehen, die das automatisch tut. Woher sollte sie auch wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Die Metapher ist also in zweierlei Hinsicht falsch: zum einen entspricht das Verhalten der Person eher  dem Fall, dass eine Sicherung hätte durchbrennen sollen, dies aber nicht getan hat, zum anderen besitzen Menschen in der Regel die Fähigkeit von alleine wieder in einen als "normal" empfundenen Zustand zurück zu kehren (wenn auch nur äußerlich).
Daher wäre es eigentlich richtiger zu sagen: Bei dem ist keine Sicherung durchgebrannt.

Dieser Beitrag wurde ihnen gesponsert von RandomThoughts Corp. und MobileInternet Inc.

Dienstag, 25. November 2014

Die Tribute von Panem und wir - wie nah sind wir den Leuten aus der Hauptstadt?

Ich muss zugeben, ich habe etwas gemacht, was ich normal als Fehler betrachte:
Nachdem ich das Hörbuch "The Hunger Games" gehört habe, habe ich mir gestern Abend den Film angesehen (die Auswirkungen davon schlagen sich immernoch in Müdigkeit nieder heute Morgen).
Normalerweise sehe ich das als ungute Idee an, da man sofort anfängt die "Fehler" im Film gegenüber dem Buch zu erkennen und damit den Film schlechter bewertet als wenn man sich ein wenig vom Buch gelöst hat vorher. Immerhin ist der Film die Interpretation eines Schauspielers der Interpretation eines Regisseurs der Interpretations eines Drehbuchautors einer Buchvorlage.

Interessant fand ich, dass der Film aber einen ganz anderen Fokus hat, wie die Bücher. Während die Bücher sich stark auf die Emotionen und Gedanken von Catnis (->Hörbücher, verzeiht eventuelle falsche Schreibweisen) vor, während und nach der Spiele, konzentrierten, konzentriert sich der Film auf einen anderen Aspekt. Das erste Buch zeichnet dabei eine Welt in der die Ohnmacht des einzelnen und auch der gesamten Bewohner der Distrikte im Vordergrund steht. Eine Welt in der die Armut stark hervorgehoben wird. Das Buch enthält keine Perspektivenwechsel, man erfährt immer nur das, was Catnis auch gerade erfährt bzw. was sie bereits weiß.

Im Film jedoch wird die Perspektive oft zu einer anderen Gruppe gewechselt: Zu den Spielmachern. Diese kommen im Buch lediglich in Sätzen vor wie "Ich kann mir vorstellen, die Spielmacher..." im Film sieht man jedoch direkt, was deren wirklichen Beweggründe für Dinge sind und teilweise auch stärker, wie sie auf die Spiele einfluss nehmen. Dies wird dadurch meiner Meinung nach in dem Film eher hervorgehoben und zeigt die Geschichte in einem ganz anderen Licht, denn es zeigt nicht die extreme Machtausübung der Hauptstadt gegenüber den Distrikten, sondern die Perversion ihrer Fernsehkultur. Wenn ich die Parallelen zum Kolosseum in Rom mal streiche, bleibt im Endeffekt übrigt, dass tragische Schicksale von Personen forciert und inszeniert werden für die Belustigung oder Zerstreuung des Volkes.

Was mich dabei so stark bewegt hat ist, dass man dies nicht nur in Panem findet, sondern auch in unserer Zeit. Die offensichtlichste Parallele wird man zu Big Brother und den damals entstandenen Derivaten (z.B. Solitude) ziehen können, was eine Sendung ist, in der die Teilnehmer 24/7 Kameraüberwacht sind und sich der Willkür der Spielmacher, verzeihung: Produzenten, unterwerfen. Noch schlimmer in diese Richtung gehen die ganzen Reality-Soaps, welche seit Jahren den Eindruck erwecken, die Darsteller seien lediglich von einer Kameracrew begleitet worden, obwohl die ganze Scheiße von den Machern inszeniert wird. Nicht immer kommen dabei wirklich Drehbücher und Schauspieler zum Einsatz, jedoch werden die Personen ähnlich wie in The Hunger Games so manipuliert, dass sie eine möglichst tragische Darbietung bieten. Wer dazu mehr erfahren möchte, kann mal durch das Archiv von Fernsehkritik.tv blättern.

Alles in Allem finde ich die Verfilmung von "The Hunger Games" gelungen, auch wenn sie einen ganz anderen Aspekt dieser Welt in den Vordergrund stellt, als es die Bücher tun und aus Sicht des Buches einiges an Fanfiction enthalten. Wir sollten diesen Film jedoch als Anlass sehen, unsere Fernsehgewohnheiten zu überdenken und zu überlegen, ob wir wirklich so enden möchten, wie die Leute aus Hauptstadt, bzw. inwieweit wir bereits so geworden sind.

Ich werde jetzt das zweite Hörbuch fertig hören und dann den zweiten Film sehen. Eventuell folgt daraus noch einmal ein Post, aber versprechen möchte ich nichts.
Wer die Hörbücher haben will: Zum Zeitpunkt an dem ich das Schreibe läuft das entsprechende HumbleBundle noch 13h, wer also schnell ist, kann für 15$ nicht nur alle drei Teile von The Hunger Games (auf englisch), sondern noch einen Pack andere Bücher bekommen: https://www.humblebundle.com/books

Montag, 3. November 2014

Wider die GDL vom Teufel gestift'

Ich hab grad so 'nen Hals:
Die #GDL hat schon wieder Streiks angekündigt. Diesmal sind sie sich aber zu fein, zu verraten, _wann_ sie streiken.
Der Kampf für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen ist ja ganz löblich, nur auf wessen Rücken wird der denn ausgetragen?
Eigentlich sollen die Streiks ja den Arbeitgeber treffen, der durch die Arbeitsniederlegung Umsatzeinbußen hat. Hat die Bahn mit Sicherheit und das auch nicht ganz unverdient bei dem Haufen, jedoch trifft es sie nicht am härtesten.
Am härtesten betroffen sind eindeutig die Fahrgäste, vor allem die, welche auf die Bahn angewiesen sind, um zur Arbeit zu kommen.
Gehen wir aber erstmal vom Normalfall aus, nämlich dass der Streik angekündigt wird. Hier wird immer so toll gesagt, dass man sich halt um Alternativen bemühen muss und daher Pech hat. Das kann ich im ersten Moment auch nachvollziehen, um ehrlich zu sein - das heißt, solange es wirklich Alternativen für die Strecke gibt, die mir ermöglichen zur Arbeit zu kommen (und das _bevor_ mein Arbeitsplatz schließt). Für viele Pendler sollte das aber der Fall sein, daher ist diese Regelung erstmal okay - wenn auch ziemlich ärgerlich.
Nun ist es jedoch so, dass zu bestimmten Zeiten auf bsetimmten Strecken (z.B. morgens S3 von Frankfurt nach Eschborn) die Züge schon extrem überfüllt sind, so dass ein betriebsbedinger Ausfall (z.B. ein Schaden am Zug) dazu führt, dass eine riesen Traube von Pendlern am Bahnhof steht. Wer jetzt darauf verweist, dass man ja mit Bus und Taxi weiterfahren kann, war eindeutig selbst noch nicht in der Situation, denn die wenigen Busse sind mit dem plötzlichen Ansturm von Pendlern total überfordert (es kann pro Bus jeweils nur ein Bruchteil der Pendler mitgenommen werden, die Menschentraube verkleinert sich scheinbar überhaupt nicht) und wenn man einen Taxidienst anruft, wird man eher ausgelacht, denn die Taxen sind quasi sofort ausgebucht. Die einzige Chance, die man noch hat ist, wenn man seine Firma das Taxi bestellen lässt, denn die werden scheinbar bevorzugt behandelt. Ein Ausfall eines Zuges auf der Strecke führt also in der Regel zu einem ziemlichen Chaos - Ausweichstrecken gibt es also effektiv nicht. Während eines Streiks sieht das ähnlich aus. Die Pendler, die glücklich genug sind, ein Auto ihr eigen zu nennen oder eine Fahrgemeinschaft bilden zu können, füllen in langen Staus die Autobahnzufahrten nach Eschborn, die Autolosen überfüllen die wenigen Busse, die als einzige Verbindung zwischen Frankfurt und Eschborn fahren. Ein Schelm, wer Böses in Zusammenhang mit dem Umstand vermutet, dass Eschborn Frankfurt viele große Firmen "weggenommen" hat, weil es steuerlich einfach günstiger ist. Okay, wir halten fest: Bei einem bekannten Streik kann ich mich darauf vorbereiten, dass es länger dauert, weil ich eine andere Strecke fahren muss, wobei es immernoch Glückssache ist, ob ich diese geplante Zeit einhalte, da es jeder, der nicht anders kann, auf diesem nicht für diese Massen ausgelegten Wege versuchen.
Ist der Streik nun unangekündigt, kann es mir passieren, dass ich gerade in der S-Bahn sitze, wenn diese stehen bleibt und meint "so, wir fahren nicht mehr weiter, wir streiken!". In dem Moment sitze ich zunächst einmal irgendwo im Untergrund von Frankfurt, habe kein Internet (denn zum einen gibt es faktisch keinen Netzausbau in den Frankfurter S-Bahn-Tunneln, zum anderen will jetzt verständlicherweise _jeder_ mit seinem Smartphone ins Internet) und kann mich also nicht darüber informieren, wie ich nun genau von _hier_ zu meinem Arbeitsplatz komme, ohne die Bahn zu benutzen. Natürlich könnte ich für jede Station durch die eine S-Bahn fährt einen Notfallweg mitnehmen, jedoch würde das bedeuten, dass ich ein kleines Heftchen Papier mit mir rumschleppen muss, da zwischen OF-Ost und Eschborn 7 Haltestellen liegen (sofern ich keine Vergessen habe) und die "Ersatzstrecke" natürlich nicht parallel zu dieser verläuft. So muss ich also für jede dieser 7 Haltestellen eine Ersatzroute parat haben. Gehen wir aber einfach mal davon aus, ich hätte diese Ersatzroute immer dabei (also merken könnte ich sie mir eindeutig nicht), so muss ich diese immernoch fahren und komme damit sicher nicht schneller ans Ziel. Um genau zu sein ist mein Weg zur Arbeit doppelt so lang, wenn ich gar nicht erst von der ersten Haltestelle weg komme (Warten auf den ersten Bus der korrekten Linie mal ausgenommen). Das ich nicht in der Lage war, mich auf den längeren Weg vorzubereiten - wir gehen schließlich von einem Streik aus, dessen Termin mir nicht bekannt war - bin ich also eine Stunde später als geplant an der Arbeit. Natürlich hat mein Arbeitgeber Verständnis dafür (ich bin ja nicht in einer schlechten Zeitfirma, wo man für sowas einen Grund in den Krümeln sucht, den Mitarbeiter zu kündigen) und ich bekomme erst einmal keine Probleme, dass ich "zu spät gekommen" bin. Um genau zu sein haben wir Gleitzeit, daher interessiert es meinen Arbeitgeber erstmal weniger, wenn ich mal eine Stunde später komme - mache ich manchmal auch einfach so, weil ich morgens keine Lust habe, so früh aufzustehen. Jedoch muss ich dennoch meine acht Stunden arbeiten, wenn ich nicht eine Stunde aus meinem Gleitzeitkonto abbauen will. Jedoch hatte ich gar keine Möglichkeit, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, vielmehr war eine andere Gewalt, die mich dazu zwang, später zur Arbeit zu erscheinen. Effektiv ist die GDL hier Schuld, denn die hat den Termin des Streiks gewählt und entschieden, ihn mir nicht mitzuteilen. Ach, da kommt mir eine Idee: Soll die GDL mir doch diese eine Stunde bezahlen - im Gegenzug unterschreibe ich sogar, dass ich an diesem Tag keine Überstunden mache und mir von der Firma die eine Stunde als unbezahlten Urlaub anrechnen lasse (damit niemand behaupten kann, ich würde für diese Stunde doppelt Geld kassieren).
Was ist aber nun, wenn ich einen Kundentermin habe (was theoretisch gesehen durch einen nicht gewonnenen Auftrag meiner Firma einen noch höheren Schaden einbringt, der meiner Meinung nach auch von der GDL zu begleichen ist)? Nun, wenn ich von dem Streik vorher weiß, kann ich auf anderem Wege zu dem Kunden fahren - auch wenn es dadurch länger dauert, mein Pech halt. Sehe ich erstmal ein - außer ich müsste um 9 Uhr abends los fahren, um mit Bus pünktlich beim Kunden zu sein (lassen wir mal das optische und olfaktorische Problem, was das mit sich bringt, ausser Acht). Andererseits kann ich mir natürlich auch ein Taxi nehmen - hier bin ich mir sicher, dass die Taxen nicht ausgebucht sind, wenn man sie frühzeitig ordert. Das ist ja möglich, da man den Termin des Streiks auch frühzeitig weiß. Jedoch ist ein Taxi nicht gerade das billigste Fortbewegungsmittel und somit entsteht mir hier durch den Streik ein finanzieller Schaden. Wieder eine Rechnung, die eigentlich im Postfach der GDL landen sollte.

Warum ich bisher so auf dem Geld herum reite? Weil das bei vielen (zugegebenermaßen aber nicht allen) Streiks eines der Hauptthemen ist, um die es geht: Die meiner Meinung nach extrem unterbezahlten Lokführer wollen ein Gehalt, welches ihrer geistigen und psychischen Beanspruchung gerecht wird. Geistig, da es einiges an Konzentration erfordert, den Fahrbetrieb zu überwachen und somit die Sicherheit der Passagiere herzustellen. Psychisch, da es eine extreme Belastung für einen Lokführer ist, wenn der Zug mal wieder einen Deppen überrollt, der meint, auf den Gleisen herumturnen zu müssen. Zwei kleine Ausschnitte aus dem Job, die ihn für mich schon extrem stressig machen würden. Zum Glück muss ich ihn ja nicht machen, denn es gibt ja Leute, die dafür Geld kriegen. Leider kann man das nicht als angemessene Bezahlung bezeichnen. Von daher ist es für mich verständlich, wenn die Lokführer für bessere Arbeitsbedingungen (z.B. auch längere Pausen) kämpfen und dabei streiken.
Mittlerweile habe ich jedoch das Gefühl, dass die aktuellen Streiks der Lokführer nichts mit besseren Arbeitsbedingungen zu tun haben. Also - nicht aus Sicht der Lokführer. _Die_ gehen auf die Straße, weil sie endich gescheit bezahlt werden wollen, gescheit Pause machen wollen, etc. Jedoch wird das Gefühl immer größer, dass diese Sehnsucht der Lokführer von der Gewerkschaft missbraucht wird, um ihre eigene Macht zu stärken. Das Ziel der Gewerkschaft sind also nicht die Lokführer, sondern ist die Gewerkschaft selbst, die den Streik als Instrument zur Festigung ihrer Macht verwendet. Dies ist jedoch lediglich ein Gefühl und kann durchaus falsch sein - das streite ich auch gar nicht ab, jedoch hat es die GDL meiner Meinung nach sträflich versäumt, darauf hinzuweisen, warum nun wieder gestreikt wird. Ich kann in dem heutigen Post auf deren Webseite (http://www.gdl.de/Aktuell-2014/AushangReport-1415030562) zumindest nicht erkennen, warum ich mit RMV/DB zu spät zur Arbeit kommen soll wenn ein mir gänzlich unbekanntes Unternehmen namens "RegioTram", welches dem Namen nach nicht für S-Bahnen, sondern für Straßenbahnen zuständig ist, nicht bereit ist, ein akzeptables Angebot zu machen. Die Tagesschau schreibt: 'Noch am Sonntagmorgen habe es "keinerlei Zweifel" an einer greifbar nahen Lösung gegeben. Am Abend sei dann nach einer Sitzung der GDL-Tarifkommission "die Rolle rückwärts" gekommen. "Eine gute Zukunftslösung ist erneut an reinen Machtfragen gescheitert", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber.' (http://www.tagesschau.de/wirtschaft/lokfuehrer-gdl-103.html) Sollte dies Stimmungsmache der Bahn sein, so hat die GDL ein prächtiges Mittel, um sich dagegen zu wehren: Soziale Medien. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Entscheidung zuerst auf Facebook, Twitter und im hauseigenen Blog zu veröffentlichen _und_ dabei zu beleuchten, _warum_ es zu dieser Entscheidung gekommen ist. "Die Bahn weigert sich immernoch unsere Forderung nach XYZ anzunehmen" wäre z.B. ein guter erklärender Tweet, den man noch während der Sitzung hätte verschicken können. So muss ich als Bahnkunde jedoch von reiner Willkür und "Machtfragen" ausgehen, was meine Wut gegenüber der GDL noch weiter schürt.
Wie wäre es denn mal mit einer Gegendemonstration bei dem Streik? Ich könnte mir das auch schon gut vorstellen - im Stil einer klassischen Demonstration. So Mittelalter-Klassisch. Jedoch mit Mistgabeln und Fackeln aus Pappe und Krepppapier. Wobei wenn es nachts ist kann man die Fackeln gern durch echte ersetzen, man will schließlich was sehen. Hätte was von 'nem Laternenumzug irgendwie...
Ja, am liebsten würde ich zu etwas aufrufen, was gesetzlich nicht vertretbar ist ... würde - Leute, lasst's. Geht lieber ordentlich demonstrieren, auch wenn ich den Entscheidern in der GDL sonstwas an den Hals wünsche.

Dienstag, 11. September 2012

Visual Studio 2012

Ich bin jetzt mal dazu gekommen, Visual Studio 2012 pro zu installieren. Bisher habe ich nur schlechtes über das neue Design des Visual Studio gelesen, konnte es aber noch nie wirklich selbst erleben.
Okay, mein erstes Erlebnis mit dem neuen Studio war der Installationsassistent, der vom Aussehen her um einiges Schlanker erschien. Es waren nur noch die Nötigen Optionen zu sehen und nicht mehr viel Kladderadatsch drumherum. Gleichzeitig wirkte die dezente Animation beim Installieren recht ruhig und professionell.

Nach der Installation war ich durchaus zunächst erschrocken - vor allem darüber, dass mich meine Entwicklungsumgebung scheinbar anschreit (alle Menüpunkte sind in Großbuchstaben geschrieben). Das Design selbst war etwas... schlicht. Wobei das jetzt nicht wirklich negativ auffiel.
Wie üblich ging ich zunächst alle Einstellungen durch, die das Optionsmenü mir bot uuund fand die Option des Farbschemas, welches ich sofort und mit Begeisterung auf "Dark" änderte.

Seitdem bin ich von dem neuen Design einfach nur Begeistert und bin froh, dass das Visual Studio endlich nativ ein Design mit dunklem Hintergrund unterstüzt. Dies würde ich mir überall (also auch bei allen Webseiten) wünschen, denn wenn ich z.B. abends am Computer sitze, ist mir das viele Weiß meist zu hell.
Wenn so etwas Geräteweit einstellbar ist, fehlt nur noch eine Option für automatischen Tag- und Nachtmodus... Okay, das ist zuviel der Wünsche.

Mein Fazit: Das neue Design von Visual Studio rockt und ich hätte gern ein von MS entworfenes, dazu passendes Design für Windows 7, welches alle Programme auf "dunkel" trimmt...

Montag, 12. September 2005

Nur ein Oh!


Was bin ich froh, dass ich zuhause kein Radio höre.


In meinem Urlaub auf Föhr musste ich den aktuellen Nummer-1-Hit "Nur ein Wort" von "Wir sind Helden" mindestens an die zwanzig mal pro Tag hören.
Wer sich so glücklich schätzen kann und das Lied noch nie gehört hat, der kann das ungefähr dann nachfühlen, wenn er sich den Windows-Startsound (egal welche Windows-Version) so etwa einen Tag lang in einer Endlosschleife anhört.
Das schlimme an diesem "Lied" ist nämlich der Refrain, der die immer gleiche Textzeile zur immer gleichen Melodie (die das "Lied" auch sonst beherrscht) wiederholt wird.

Damit alle wissen, um was es in dem Lied geht, hier eine kleine Zusammenfassung der Handlung:
Die Sängerin scheint sich in irgendeinen Typen verschossen zu haben und labert diesen (nach eigenen Angaben) zu und wundert sich darüber, dass er nichts sagt. Das erfährt man natürlich nur, wenn man so mutig war, wie ich und den eigentlichen Sinn der Strophen zu verstehen versucht.
Das Lied fängt auch gleich mit sehr sinnvollen Zeilen an:

Ich sehe, was du denkst,
Ich denke, was du fühlst,...

Der Witz daran ist, dass die Sängerin den Text ausspricht, als wäre sie auf einer "Alles muss raus!"-Party eines Wodka-Fabrikanten gewesen:

Ich sehe, wassu dengsd,
ich denge, wassu fülsd,...

Nach diesem hochprozentigen Intro erzählt sie auch gleich von ihren Versuchen, ihren Traummann zu bezirzen:

Ich hab mir ein Wörterbuch gelieh'n,
dir A-Z in's Ohr geschrien

Ähm - und dann fragt die sich noch, warum er nicht mit ihr redet?
Stellt euch mal vor ein Wesen des anderen Geschlechts stellt sich mit einem Wörterbuch vor euch und schreit euch ein paar sinnlos zusammengewürfelte Wörter an den Kopf - Okay, in Norddeutschland gibt es eine Werbung für Müsliriegel, die auf diesem Prinzip basiert, aber das ist eine andere Geschichte - würdet ihr sie/ihn dann noch sehen wollen???
Vor allem, wenn er/sie dann behauptet:

Ich hör' dich nich,
Ich hör' nur mich!

Da denkt man auch nur: Dann halt doch die Klappe und hau ab!

In diesem Format gehen die Texte des Liedes auch weiter - so enthält die letzte Strophe die glorreichen Zeilen:

In meinem Blut werfen die Endorphine Blasen
hinter deinem Stillen Rasen
[ein Wort, dass man nicht versteht] wie Gedanken rasen

Öhm ja, das gibt auch so viel Sinn (ich erinnere an die oben angesprochene Werbung, zu der ich am Ende noch etwas sagen werde)

Entfernen wir uns mal von den dichterischen Ergüssen des Texters und befassen uns weiter mit der gesangstechnischen Leistung der Sängerin. Ich denke, sie hatte bei der Aufnahme einen schlechten Tag - nein, eher hoffe ich das für den Rest der Welt...

Wie oben schon angesprochen versucht die Sängerin durch ihre alkoholische Aussprache ein erotisches Bild von sich zu kreieren. Das haben andere vor ihr mit - meiner Meinung nach - viel besserem Erfolg versucht. (Man denke an das dahingestöhnte Lied "Jetaime")

In der oben stehenden Textzeile mit den Endorphinen, die ich jetzt nicht wiederholen will, spricht sie das Wort "Blasen" so aus, wie es Boris tut, wenn er einen spastisch gelähmten nachahmen will.

Entweder hat sie keine Gesangsausbildung gehabt, oder der Gesangsausbilder muss ihr aus irgendeinem Grund nur das halbe Paket aufgeschwatzt haben.

Zumindest hat die Sängerin scheinbar noch nie etwas von deutlicher Aussprache gehört, denn wenn man das Lied und den Titel nicht kennt und es zum ersten Mal hört, hört sich der Refrain ungefähr so an:

Bitte geb mir nur ein Ohr!
Bitte geb mir nur ein Ohr!
Bitte geb mir nur ein
Bitte, bitte, geb mir nur ein Ohr!

DAS macht auch noch Sinn: Sie will, das er ihr endlich zuhört (was auch mit der ersten Strophe zusammenpassen würde - ich sag nur "Wörterbuch").

Leider ist das nicht der richtige Text. Sie möchte von ihm ja nicht ein Ohr sondern ein Wort. Warum man aber Ohr versteht liegt daran, dass sie "Oh" singt. Der eigentliche Titel kommt nur ganz am Ende des Refrains im Lied vor und so lautet der eigentliche Text des Refrains:

Bitte geb mir nur ein Oh!
Bitte geb mir nur ein Oh!
Bitte geb mir nur ein
Bitte, bitte, geb mir nur ein Wort!

Das hört sich ungefähr so an, wie Zoidberg, der am Ende der Futurama-Folge mit der Bürokratiezentrale sein Lied singen will und vom Abspann unterbrochen wird:

Als ich klein war kam 'ne große Welle, die mich - aww!

Wenn man sich mal den ganzen Text anhört stellt sich natürlich heraus, dass das "Oh", was am Ende einer jeden Zeile steht, eigentlich der Anfang der nächsten sein soll, wodurch sich der Text "Oh, bitte gib mir nur ein Wort" ergeben würde. Tut es aber nicht.

Wenn das der normale Stil von "Wir sind Helden" ist, dann ist es wohl eindeutig dass der Begriff "Helden" ironisch gemeint war - wenn sie sich selbst ernst nähmen würden sie nicht solche Musik machen.

Wenn das nicht der normale Stil ist, dann hatten sie wohl einen Ausrutscher - passiert jedem mal und kann man auch verzeihen.

Nicht verstehen kann ich allerdings, wie die Deutschen (oder eher gesagt, die FFH-Hörer) dieses Lied auf Platz 1 wählen konnten. (In Nordfriesland war es auf Delta Radio nur Platz 3)
Zumindest bin ich froh, endlich wieder zuhause zu sein und nicht mehr Radio hören zu müssen.

Achja, um nochmal auf die Müsliriegelwerbung zurückzukommen:

Es handelt sich hierbei um folgenden glorreichen Text:

Seitenbacher!
Müsliriegel!
Gut!
Lecker!
Seitenbacher!
Müsliriegel!

Der Text kommt ungefähr so rüber, als hätte der Sprecher in einem Wörterbuch ein paar Wörter zufällig herausgepickt:

Seitenbacher!
Müsliriegel!
Baum!
Kuh!
Telefonzelle!

Okay, das führt jetzt schon wieder wohin - Insider erwarten jetzt noch das Wort "Sektoid", aber über die Architektur und die sexuellen Vorlieben der Sektoiden möchte ich wirklich nicht berichten.